Große Risse und Löcher bei Tubeless-Reifen unterwegs reparieren

Ich habe nicht wenige Freunde, die behaupten, seit sie tubeless fahren, hatten sie keinen einzigen Platten mehr. Zumindest keinen, den sie mitbekommen haben und den die Dichtmilch im Reifen nicht von alleine abgedichtet hat.

Natürlich kann es dennoch passieren, dass das Loch oder der Riss so groß ist, dass die Dichtmilch alleine die Beschädigung nicht verschließen kann. Was macht man dann? Vor allem, wenn gerade unterwegs auf Tour ist.

Genau das ist mir gerade zweimal passiert.

Reparaturmethoden

Dichtmilch nachfüllen

Nicht wirklich für unterwegs geeignet, denn wer hat schon Dichtmilch dabei, aber generell kann es natürlich sein, dass allein die Menge nicht mehr ausreicht, um ein Loch zu verschließen, oder die Milch ist eingetrocknet.

Daher sollte man auch regelmäßig – ganz grob alle 4 Monate – Milch nachfüllen oder austauschen.

Verwendung eines Tubeless-Reparatur-Sets

Ein Tubeless-Reparatur-Set ist eine praktische Lösung für mittlere Löcher und Risse, die auch für unterwegs gut geeignet ist. So ein Set besteht im Kern aus:

• Reparaturstreifen (Plug Strips): Diese klebrigen Gummistreifen werden in das Loch im Reifen eingeführt, um es abzudichten. Sie sind in verschiedenen Größen erhältlich, um unterschiedliche Lochgrößen abzudecken.
• Einführungswerkzeug (Insertion Tool): Dieses Werkzeug, oft als Ahle bezeichnet, hat eine Gabel an einem Ende, mit der der Reparaturstreifen in das Loch im Reifen eingeführt wird.
• Reibahle (Reamer Tool): Eine Reibahle wird verwendet, um das Loch zu säubern und auf die passende Größe zu erweitern, bevor der Reparaturstreifen eingeführt wird.
• Schere oder Messer: Diese werden verwendet, um den überschüssigen Teil des Reparaturstreifens abzuschneiden, nachdem er in das Loch eingeführt wurde.

Die Anwendung ist auch gar nicht so schwer:

1. Lokalisieren des Lochs oder Risses: Finde die Stelle, an der Luft austritt, oft sichtbar durch das Austreten von Dichtmittel.
2. Vorbereitung des Lochs: Verwende die Reibahle (falls im Set enthalten), um das Loch zu säubern und auf die passende Größe zu erweitern. Dies sorgt für eine bessere Haftung des Reparaturstreifens.
3. Leicht Aufpumpen des Reifen: Das erleichtert dir den nächsten Schritt.
4. Einführen des Reparaturstreifens:
   • Fädele den Reparaturstreifen in das Einführungswerkzeug ein.
   • Drücke den Streifen in das Loch, sodass ein Teil des Streifens innen und ein Teil außen verbleibt. Hier musst du sehr vorsichtig sein, damit du weder den Reifen noch das Dichtband durchstößt!
5. Abschneiden des überschüssigen Streifens: Schneide den überstehenden Teil des Reparaturstreifens ab, sodass er bündig mit der Reifenoberfläche abschließt.
6. Aufpumpen des Reifens: Pumpe den Reifen auf den gewünschten Druck auf. Überprüfe, ob die Reparaturstelle dicht hält.

Ziel ist es, dass Loch soweit zu verkleinern, dass die Dichtmilch den Rest wieder abdichten kann.

Verwendung eines Reifenpflasters/-Patches von innen

Für größere Risse oder Löcher, die durch einen Reparaturstreifen nicht vollständig abgedichtet werden können, ist eine interne Reparatur erforderlich. Das ist unterwegs allerdings gar nicht so einfach, da so ein Patch nur hält, wenn man eine komplett trockene und saubere Reifenfläche hat.

1. Reifen demontieren: Entferne am besten den Reifen von der Felge.
2. Innenseite des Reifens vorbereiten: Reinige und trockne die Innenseite des Reifens um die beschädigte Stelle herum. Die Fläche muss insbesondere komplett frei von Fett und Dichtmilch sein.
3. Aufkleben des Reifenpflasters:
   • Verwende ein speziell für Reifen entwickeltes Reparatur-Patches.
   • Falls dein Patch einen Kleber erfordert, bringe diesen dünn auf die beschädigte Fläche auf.
   • Klebe den Patch mittig über die Beschädigung und drücke ihn fest an.
   • Lasse das Ganze vollständig trocknen und aushärten, bevor du den Reifen wieder montierst.

Einen Schlauch einziehen / neuer Reifen

Es gibt leider Fälle, in denn hilft das alles nichts, da das Loch oder der Riss zu groß sind. Das ist bei mir aktuell der Fall. Wenn dir das Ganze zuhause auffällt und du nicht direkt auf die nächste Tour starten willst, solltest du dir einen neuen Reifen besorgen.

Wenn aber doch eine Tour ansteht oder du unterwegs so eine Panne hast, bleibt als letzter Ausweg einen Schlauch einzuziehen – den du hoffentlich dabei hast. So viel sei gesagt, unterwegs wird das eine Sauerei.

Das Problem dabei ist die im Reifen befindliche Dichtmilch. Bevor du einen Schlauch einziehen kannst, muss die möglichst raus. Da man unterwegs selten einen größeren Lappen dabei hat, wird dir das nicht vollständig gelingen.

1. Luft ablassen: Lasse zunächst einmal die Luft aus dem Reifen. Positioniere dabei das Ventil oben (bspw. 12 Uhr), damit dir nicht gleich die ganze Milch entgegen kommt.
2. Ventil wieder schließen
3. Reifen einseitig aus der Felge nehmen: Am besten beginnst du wieder oben auf 12 Uhr. Unten musst du vorsichtig arbeiten, da sich hier die Dichtmilch sammelt.
4. Dichtmilch entfernen: Entferne jetzt so viel Dichtmilch wie möglich. Achtung: Dichtmilch gehört nicht in die Umwelt! Schau am besten einmal vorher nach, wie dein Produkt entsorgt werden muss.
5. Schlauchlos-Ventil entfernen: Baue jetzt das Tubeless-Ventil aus und hebe es gut auf. Das kann man ja noch verwenden.
6. Schlauch montieren: Montiere jetzt den Schlauch wie üblich. Ich würde ihn mit etwas geringerem Druck aufpumpen, damit nicht überall die übrig gebliebene Dichtmilch herausquillt. Wobei sich das bei der Fahrt auch nicht ganz verhindern lässt.

Zuhause musst du dann das Ganze einmal ordentlich reinigen und neu aufbauen.

Mit Restluft langsam nach Hause rollen

Es kann natürlich auch sein, dass die Luft nur so langsam entweicht, dass du mit ggf. regelmäßigem Aufpumpen, noch nach Hause rollen kannst. Vermeide dann aber jegliche Schläge (Bordsteine o.Ä.).

Vorbeugende Maßnahmen gegen große Löcher

Natürlich kann man einfach mal Pech haben, aber ein paar Maßnahmen können das Risiko einer schweren Panne minimieren:

• Regelmäßige Inspektion: Überprüfe deine Reifen regelmäßig auf Abnutzung und Beschädigungen. Wenn die Reifen schon eine hohe Laufleistung haben, steigt zunehmend die Gefahr von Defekten.
• Hochwertige Dichtmittel: Verwende hochwertige Dichtmittel, die effektiv kleinere und mittlere Löcher abdichten können. Die Hersteller machen hier oft Angaben in Millimetern. Das sind natürlich meist Laborwerte. Im Internet findest du zudem viele Tests und Erfahrungen.
• Reifendruck: Achte auf einen vernünftigen Reifendruck, der an dich, dein Bike und deine Strecke angepasst ist, um das Risiko von Schäden zu minimieren.