Münsterland Giro 2021 – Party im Matsch
Das Wetter heute ist wirklich ein wenig besonders für Anfang Oktober. Der Dauerregen ist jetzt nicht überraschen für diese Jahreszeit, aber die Wetter-App zeigt 17 °C. Ich glaube so hohe Temperaturen hab ich bei einem Münsterland Giro noch nicht erlebt. Das stimmt mich auf jeden Fall deutlich positiver, als es das nasse Wetter sonst tun würde.
Ich hab sogar richtig Bock 🤩.
Ganz mieses Radjahr 2021
Schon 2020 war radfahrtechnisch eine Katastrophe, aber 2021 hat dem Ganzen noch mal die Krone aufgesetzt. Persönliche Herausforderungen, viel zu viel zu tun im Job und Verletzungspech.
Ich bin bis zum Giro ganze 755,67 km Rad gefahren und davon sind die meisten Pendel-Kilometer zur Arbeit. Nur zwei kurze Ausfahrten mit 27,34 km und 23,52 km gehen auf das Konto von meinem Rennrad. Wow 🙈.
Eigentlich ein Grund nicht auf die 95-km-Strecke beim Giro zu gehen, aber ich fürchte, hier bin ich kein gutes Vorbild in puncto Vernunft …
Respekt vor dem Regen
Radfahrten im Regen und dann noch bei einem Wettkampf nötigen mir schon immer einen gewissen Respekt ab. Schmale reifen und nasse Bodenbeläge vertragen sich halt nur so mäßig und man weiß nie, ob alle dem Wetter Rechnung tragen und etwas vernünftiger fahren.
Daher mache ich mich mit einen etwas mulmigen Gefühl auf den Weg zur Startlinie.
Eigentlich würde ich die knapp 14 km von zuhause bis zum Start mit dem Rad fahren, aber bei dem Regen heute hat meine Familie angeboten mich zu fahren und das Angebot nehme ich gerne an.
Die Strecke 2021
Der Münsterland Giro 2021 geht wieder einmal in Richtung Westen. Von Münster über Roxel und die Baumberge, über Nottuln, Billerbeck, nach Norden über Darfeld und Schöppingen und von dort über Horstmar, Laer nach Nienberge. Mit insgesamt 458 Höhenmeter auf den 95 km ist diese Strecke für den Münsterland Giro auch etwas „bergiger“.
Nienberge ist dieses Jahr auch das Ziel, da man sich corona-bedingt gegen die übliche Ziellinie am Schlossplatz in Münster entschieden hat.
Im Startblock
Gut, dass ich erst sehr kurz vor dem Startschuss im Block ankomme. So muss ich weniger Zeit im Regen rumstehen und da der Block auch recht locker besetzt ist, muss ich nicht mal ganz von hinten starten.
Trotz des Regens habe ich mich gegen eine Regenjacke entschieden. Nass werde ich heute sowieso bis auf die Knochen und bei den schon erwähnten 17 °C wird das kein Problem.
3, 2, 1 … nass
Ab den ersten Radumdrehungen fliegen mir Wasser und Dreck ins Gesicht. Aber zumindest hat mein Rad sehr guten Grip. Den Reifen mit etwas weniger Druck zu fahren, war schon mal eine gute Entscheidung. Um mich herum scheinen auch alle alles unter Kontrolle zu haben und so ist die anfängliche, wetterbedingte Nervosität schnell ganz verflogen.
Trotz der Bedingungen geht es sehr zügig raus in Richtung Roxel. Challenge für den Tag: Windschatten fahren, ohne die ganze Zeit eine Wasserfontäne ins Gesicht zu bekommen 😉.
Die Anstiege laufen
Auf Höhe der Baumberge warten die ersten kleinen Anstiege und die laufen erstaunlich gut. Das lässt schon mal hoffen, dass ich das heute überleben werde 😁.
Das Ganze hat aber auch einen Nachteil. Ich bin schneller als meine bisherige Gruppe, aber nicht schnell genug, um in den Anstiegen die nächst größere Gruppe wieder einzuholen.
Auf der Strecke erfahren wir, dass es in der Nähe des Longinusturms eine Streckenänderung geben wird, da ein Abschnitt wohl durch umgestürzte Bäume (?) nicht befahrbar ist.
So richtig befahrbar ist aber auch ein knapp 2 km langes Stück der Umfahrung nicht so richtig. Ein holpriger, komplett mit Matsch bedeckter Weg sorgt für eine erst unfreiwillige Zwischenmahlzeit und auch dafür, dass die Waschmaschine heute Abend richtig was zu tun bekommen wird 😉.
Vollgas bergab
Trotz der Bedingungen gebe ich ab dem Longinusturms Vollgas und auch das Matschstück geht es im Sprint bergab. Ich hab mir fest vorgenommen, Anschluss an die nächste Gruppe zu finden. Zum Glück gelingt mir das nach der Abfahrt, denn viel länger wäre das Tempo nicht machbar gewesen.
Der Anstieg zur Weissenburg hinter Billerbeck läuft auch richtig gut und ich setzen mich kurz vor der Kuppe mit einem anderen Fahrer ein wenig ab, um Anschluss zur nächsten Gruppe zu finden. Der Kollege ist auch extrem gut drauf und ich lasse mich ein wenig mehr ziehen, als das ich selber Führungsarbeit leiste.
Die kriegen wir … nicht
Danach geht es zum Glück auch etwas entspannter weiter und die nächsten Kilometer laufen in einer größeren Gruppe gut dahin.
Bis ich mit einem anderen kurz hinter Darfeld beschließe, dass wir doch die nächste Gruppe erreichen könnten. Wieder Kette rechts und ab geht’s. Oder auch nicht. Denn nach einiger Zeit müssen wir einsehen, dass aus dieser Mission nichts wird. Wir lassen uns von hinten aufsaugen und machen uns in der Gruppe auf in Richtung Schöppinger Berg.
Der Ofen ist aus
Schon ungefähr ab Kilometer 75 merke ich die fehlende Fitness. Ich muss oft kämpfen, um an meiner Gruppe dranzubleiben. Das erfordert manchmal etwas mehr Kraft, als ich gerade noch im Tank habe. Aber ohne Gruppe wäre das hier noch schlimmer.
Ab dem letzten Anstieg am Vorbergs Hügel bei Nienberge ist dann heute der Ofen aber wirklich aus. Jetzt rächen sich die fehlenden Trainingskilometer und ich komme nur noch langsam den Berg hoch.
Aber das ist ok. Ich genieße einfach die letzten 3 Kilometer bis zum Ziel in Nienberge und bin recht stolz auf die heutige Leistung, darauf, dass ich vor dem Wetter nicht gekniffen habe und die Matschschlacht oft sogar viel Spaß gemacht hat 😁.
Nächstes Jahr aber dann doch vielleicht 17 °C und Sonne?!
Fotoquelle des Covers: Sportograf