So lief mein erster Halbmarathon
Nachdem ich im Herbst 2017 wieder mit dem Laufen begonnen hatte, hatte ich auch gleich Lust auf einen offiziellen Lauf, um dran zu bleiben. Vermutlich wäre ein 10er klüger gewesen, allerdings habe ich immer wieder festgestellt, dass die Herausforderung bei mir groß genug sein muss, damit ich dafür wirklich trainiere. Zudem habe ich zwar beim Laufen quasi wieder bei Null angefangen, aber durchs Radfahren und andere Sportarten, konnte ich auf einer guten Grundlage aufsetzen.
Also habe ich mich für den Halbmarathon beim Zoolauf in Münster angemeldet.
Halbmarathon-Training?
Wirklich vorgenommen habe ich mir das Training dann ab Ende Januar. Hier habe ich mir eine klassischen 12-Wochen-Trainingsplan rausgesucht und hey, es waren noch genau 12 Wochen bis zum Lauf. Das war schon mal der erste kleinere Fehler. Das nächste Mal plane ich definitiv noch einen Puffer von ein bis zwei Wochen für Krankheit und Verletzung oder Ähnliches ein.
Und auch sonst muss ich sagen, dass es mir kaum möglich war, den Plan richtig zu verfolgen. Die ersten Wochen liefen dabei noch ganz gut. Zum Teil lag das an mir. Ich habe parallel noch einige andere Sportarten betrieben (Radfahren ??♂️, Fitness ??♂️ und ab und zu mal Fußball ⚽️ und Bouldern ⛰). Die Zeit reicht einfach nicht, um alles gleichermaßen zu schaffen. Außerdem habe ich eine kleine Tochter und kurz nach dem Halbmarathon war der Geburtstermin von „Nummer 2”. Hier sind meine Prioritäten klar gesetzt. Die Familie kommt an erster Stelle und so ist auch dadurch die eine oder andere Trainingseinheit ausgefallen.
Letztendlich konnte ich den Trainingsplan nach knapp vier Wochen wegwerfen. Ich habe bin dann einfach so gelaufen, wie es gepasst hat.
Antreten oder nicht?
Die letzten zwei Wochen vor dem Halbmarathon liefen insgesamt so schlecht, dass ich mit dem Gedanken gespielt habe, den Wettkampf ausfallen zu lassen. Aber davon habe ich dann mal abgesehen. Es gibt ja viele Stufen des „Scheiterns“:
- Eine ist sich gar nicht erst anzumelden.
- Wieder eine ist, nicht anzutreten.
- Für mich war die letzte, im Wettkampf nicht anzukommen.
Zuletzt kann man gesteckte Ziele verfehlen, aber außer Ankommen, hatte ich hier keine. Außerdem sprach quasi gesundheitlich nichts gegen den Lauf. Langsam angehen und dann sollte das klappen.
Man darf das nicht falsch verstehen. Natürlich ist es völlig ok, wenn man bei einem Wettkampf nicht antritt, wenn es wirklich gute Gründe dafür gibt. Und die eigene Gesundheit ist immer ein wirklich guter Grund.
Der Halbmarathon-Wettkampf
Das Wetter am Tag des Zoolaufs war richtig gut, wenn auch ein wenig zu warm. Für den Nachmittag waren knapp 30 Grad angesagt. Zum Glück war der Lauf morgens.
Mit Daniel ist noch ein sehr guter Freund ebenfalls den Halbmarathon gelaufen. Es ist natürlich nett, wenn man vor dem Start nicht alleine rumstehen muss, auch wenn Daniel deutlich schneller läuft als ich und wir uns auf der Strecke nicht mehr gesehen haben.
Startschuss
Durch Daniel stand ich ein wenig zu weit vorne im Starterfeld. Sorry dafür. Habe mich wenigstens danach ganz rechts gehalten, damit man mich gut überholen konnte.
Für den Start hatte ich mir ein klares Ziel gesetzt: nicht überpacen. Gar nicht so einfach, aber das hat schon mal ganz gut geklappt. Allerdings musste ich mich direkt von sehr vielen Läufern überholen lassen. Mental kam ich damit aber klar und als ich später von denen wieder einige überholt habe, war das umso besser.
Die ersten 10 Kilometer
Für die ersten 10 Kilometer war mein Plan einfach zu schauen, wie es läuft und nicht zu schnell zu machen. Dann würde ich entscheiden, ob ich in der zweiten Hälfte noch mal schneller werde.
Das war dann auch so. Auf den ersten 10 Kilometern war ich zwischen 5:55 und 6:10 Minuten/km unterwegs. Danach waren es zwischen 5:19 und 5:49 Minuten/km. Eine ganz schön große Spanne.
Die zweite „Hälfte“
Auch mit dem gesteigerten Tempo lief es sehr gut. Ich hätte vermutlich schon früher etwas schneller laufen sollen, zumal die Temperaturen im Laufe des Halbmarathons immer weiter kletterten. Zuletzt haben alle versucht jeglichen Schatten auszunutzen, der sich noch geboten hat. Da war es gut, dass alle fünf Kilometer ein Verpflegungspunkt mit Wasser war. Ich muss allerdings meine Trinktechnik beim Laufen noch mal verfeinern.
Zwischendurch habe ich dann tatsächlich überlegt, dass ich den Lauf gerne unter zwei Stunden finischen möchte. Weil das erschien mir greifbar, ohne deutlich auf das Tempo zu drücken. Ich hatte scheinbar auch noch genug Luft, um darüber und über andere Dinge mit anderen Läufern zu quatschen. Allerdings hatten meine Überlegungen einen kleinen Haken …
Die letzten Kilometer
Der kleine Haken in meinen Überlegungen, ist mir leider erst auf den letzten Kilometern aufgefallen. Ich bin sonst oft 10-Kilometer-Runden gelaufen und da kann man natürlich sehr gut von der Pace auf die Endzeit hochrechnen. Tja, blöd nur, dass ein Halbmarathon eine Distanz von 21,0975 Kilometern und nicht 20 hat. Und mit 20 Kilometern habe ich meine „Berechnungen“ während des Laufs gemacht.
Auf den letzten Kilometern konnte ich die Differenz dann auch nicht mehr rauslaufen und so bin ich nicht mit zwei Stunden, sondern mit 2:03:11 Stunden ins Ziel gekommen. Naja, so habe ich wenigstens für ein nächstes Mal eine „Low Hanging Fruit“.
Im Ziel und Learnings
Trotz der falschen Berechnung und der Zeit über zwei Stunden, war ich im Ziel super happy über meinen ersten Halbmarathon ?. Meine Familie und ein paar Freunde, die später noch den 10er laufen würden waren da – Daniel war natürlich auch schon längst im Ziel – und es gab erst mal was kühles zu Trinken und ein paar Snacks.
Für mich war das ein tolles Event. Ich habe es druchgezogen, hatte während des gesamten Laufs tatsächlich Spaß und bin auch im Nachgang komplett verletzungsfrei geblieben.
Was bleibt sind zumindest zwei Erkenntnisse, wo ich etwas besser machen kann:
- Ein Trainingsplan muss realistisch sein und der Zeitraum muss länger gewählt werden, als den, den der Trainingsplan vorgibt, um etwas flexibler zu sein.
- Ich muss mir für den Lauf und verschiedene Situationen vorab einen genaueren Plan machen und dabei vor allem die Zeiten klar im Kopf haben. Kann ja nicht sein, dass ich einfach mal knapp 1,01 Kilometer unterschlage ?.
Danke an den ESV Münster und den TSV Handorf für die Organisation!