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Kilometer 40 beim Münster Marathon 2023
Laufen

Wie ich Letzter beim Münster Marathon 2023 wurde

Zum 21. Mal fand in diesem Jahr der Münster Marathon statt. Nach zwei Staffelteilnahmen in den vergangenen Jahren, habe ich mich dieses Jahr an die volle Distanz gewagt.
8 min Lesedauer . Aktualisiert am 7. September 2023

Im Vorfeld hatte ich mit verschiedensten Schwierigkeiten gerechnet, aber den tatsächlichen Rennverlauf hatte ich so definitiv nicht auf dem Zettel.

Der Morgen vor dem Start

Die Nacht war echt ok – mit etwas Aufregung und zwei kleinen Kindern ist das nicht selbstverständlich. Die Beine fühlen sich auch gut an.

Meine Schwester Nadine und ihr Mann Nico haben bei uns übernachtet, da beide zusammen mit meiner Frau Maren die Staffel laufen.

Um 7:15 Uhr kommt dann noch unsere Freundin Annika, die die Staffel komplettiert. Es verspricht ein sportlicher Tag zu werden.

Mit den Kindern machen wir uns zu siebt auf den Weg in die Innenstadt.

Vor dem Startblock treffen wir auf Sebastian, mit dem ich gemeinsam für den Marathon trainiert habe. Es ist sein fünfter Start in Münster und diesen wollen wir gemeinsam ins Ziel bringen.

Kilometer 1 bis 24: Es läuft

Vor dem Start des Münster Marathons mit Sebastian

Schnell noch ein Foto und dann reihen wir uns zwischen den Tempoläufern für 4:10 und 4:15 Stunden ein. Pünktlich um 9 Uhr fällt der Startschuss und wenig später überqueren wir die Startlinie.

Von den ersten 24 Kilometern gibt es nicht viel Aufregendes zu berichten. Bestes Wetter, grandiose Stimmung an und auf der Strecke. Wir sind fit und kommen ohne Probleme durch. Wir unterhalten uns die ganze Zeit, während wir die Kilometer in einem vernünftigen Tempo zurücklegen.

Beim zweiten Staffelwechselpunkt in Nienberge gibt uns Nico neue Gels für den zweiten Teil der Strecke.

5:47 min/km ist unsere durchschnittliche Pace bis Kilometer 24.

Irgendetwas stimmt nicht

Dann aber stimmt etwas nicht. Es sind keine muskulären Probleme, Gelenkschmerzen oder ähnliches. Es ist eher etwas mit dem Bauch. Das Atmen fällt mir immer schwerer und ich muss sehr tief und konzentriert atmen, um noch genug Luft zu bekommen.

Ich hab ja mit verschiedensten Beschwerden gerechnet, aber das war mir neu und so fehlt mir auch eine gute Antwort darauf.

Vielleicht liegt es an fehlender Energie?! Daher nehme ich kurz vor dem nächsten VP noch ein Gel. Wie sich später herausstellt, vermutlich ein (weiterer) Fehler.

Im Kopf setze ich mir den dritten Staffelwechselpunkt  als nächstes Ziel. Aber nicht erst die letzten Meter die Brücke hoch sind eine echte Herausforderung und ich werde immer langsamer. Es ist jetzt ungefähr 12:08 Uhr.

Noch liegt die durchschnittliche Pace bis Kilometer 31,5 bei 5:56 min/km. Aber das soll nicht mehr lange so bleiben.

Aus Laufen wird Gehen

Staffelwechselpunkt 3
Die letzten Meter laufend am Staffelwechselpunkt 3

Kurz nach dem Wechselpunkt ist es dann vorbei mit dem Laufen. Sebastian begleitet mich noch dankenswerterweise bis zum nächsten Verpflegungspunkt bei Kilometer 32. Dann schicke ich ihn endgültig weiter. Danke dafür!

Erst einmal Hinsetzen und in Ruhe etwas trinken.

Nach einiger Zeit geht es wieder. Hoffnung kommt auf. Vielleicht schaffe ich es ja doch noch.

Jetzt wird es richtig zäh

Die nächsten Kilometer ziehen sich wie eine Ewigkeit. Zeitgefühl habe ich gar keins mehr. Nur meine Uhr verrät mir, dass es kurz vor 13 Uhr ist und ich für die letzten 4 Kilometer fast 50 Minuten gebraucht habe.

Die Stimmung an der Strecke ist fantastisch und von überall wird mir Mut zugesprochen. Zum ersten Mal sehe ich die verrückte Spinning-Gruppe, von der ich schon so viel gehört habe.

Aber leider hilft mir das alles wenig, zu erschöpft bin ich.

Ich lege noch mal eine Pause am nächsten VP ein. Da ich aber wieder abgebaut habe, schwindet meine Hoffnung dann doch wieder merklich.

Nach wenigen hundert Metern muss ich an einem Kreisverkehr erneute eine Pause einlegen. Ein Finish ist gerade weiter weg denn je und ich bin einfach nur platt.

Aber bleiben kann ich hier nicht. Ich setze mir noch ein letztes Mal den nächsten Verpflegungspunkt als Ziel. Die Augen starr auf den Boden gerichtet, schiebe ich mich irgendwie voran.

Ausstieg

Wieder fehlt mir jegliches Zeitgefühl. Aber ich erreiche den Verpflegungspunkt bei Kilometer 37.

Im Vorfeld habe ich Maren versprochen, dass ich rechtzeitig aussteige, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Und genau das mache ich jetzt auch. Denn wenn ich so weiter mache, dann wird das nicht nur ein DNF (Did not finish), sondern ein DNF mit Abtransport im Rettungswagen.

Völlig platt setze ich mich auf eine Bank am Verpflegungspunkt und versuche erst mal klar zu kommen. Das Team dort bietet mir direkt Hilfe an, die ich dankend annehme. Thomas – wenn ich es noch richtig auf die Reihe bekomme, vom Lauftreff Hohenholte – legt meine Beine hoch und kühlt mich etwas runter.

So bleibe ich eine ganze Weile liegen.

Nach und nach komme ich wieder besser zurecht und mein Kreislauf stabilisiert sich. Gegen 13:54 Uhr leihe ich mir ein Handy und rufe Maren an, die sich auf den Weg macht, um mich mit dem Rad einzusammeln.

Kurz danach stehe ich auch wieder. Ich fühle mich deutlich besser. Sogar regelrecht gut.

Ein letzter Anlauf

In diesem Moment kommt Gustav der 6:00 Stunden Schlussläufer des Münster Marathons an mir vorbei.

Komm doch noch mit!

ruft er mir zu.

Es sind noch etwas über 40 Minuten übrig bis zum Zeitlimit um 15 Uhr. Kurz darauf kommt auch meine Frau mit dem Rad.

Nachricht: „Hab ihn“

Auch wenn ich innerlich schon ein wenig damit geliebäugelt habe weiterzulaufen, haben diese beiden Momente den Ausschlag gegeben.

Es ist 14:18 Uhr und ich fühlte mich tatsächlich wie ausgewechselt. Mit neuer Energie nehme ich einen letzten Anlauf, den Marathon doch noch zu finishen.

Einen ganz großen Dank an Thomas und das restliche Team am VP 14! Ihr habt mich wieder hinbekommen.

Laufen und Spaß sind zurück

Lauf mit Gustav

Nach ein paar hundert Metern haben Maren und ich Gustav und Timo, einen weiteren Läufer, eingeholt.

Auch wenn ich mich jetzt sogar wieder nach einem schnelleren Tempo fühle, ist es doch viel netter, die letzten Kilometer in Gustavs Run-Walk-Stil gemeinsam zurück zu legen.

Nicht zuletzt, weil Gustav die eine oder andere nette Anekdote zum Besten gibt. Zum Beispiel, dass das sein 110. Marathon ist. Wahnsinn!

Nachricht: „Er läuft wieder“

Mittlerweile hat sich unter meinen Freunden rumgesprochen, dass ich wieder auf der Strecke bin und so kamen mir kurz vor Kilometer 40 meine Schwester und mein Schwager entgegen. Beide waren vorher ebenfalls die Staffel gelaufen und begleiteten mich nun auf den letzten Kilometern.

Riesling, Chardonnay oder doch Grauburgunder?

Weinstand beim Münster Marathon

Ich weiß noch, dass ich zuvor mit Sebastian darüber gesprochen habe, wie verrückt man sein muss, kurz vor dem Ziel am Weinstand Halt zu machen.

Tja, Gustav meint, das ist Tradition. Da kann man nichts machen. Ich weiß zwar nicht mehr, was ich für einen Weißwein getrunken habe, aber in diesem Moment ist es der beste der Welt.

Gemeinsam ins Ziel: die letzten 1,2 Kilometer

Kurz nach der „kleinen Stärkung”, gibt es noch eine schöne Überraschung. Annika kommt mir mit meiner Tochter Clara entgegen. Beide schließen sich uns ebenfalls an. Und kurz darauf kommt auch meine ältere Tochter Sophie dazu. Kein alltägliches Bild auf der Zielgeraden.

Video von „unserem“ Zieleinlauf

Wow, ist das ein schönes Bild, das da jetzt kommt. Das sind Bilder, die der Schluss hier schreibt.

Doch noch ein Finish beim Münster Marathon 2023

Im Ziel mit Gustav Küpper

Verrückt dieser Marathon. Eine totale Achterbahn der Gefühle.

Mit einer Nettozeit von 5:55:06 absolut nicht, was ich mir vorgestellt habe, aber nach dem Verlauf ein mehr als versöhnliches Ergebnis.

Kurz nach mir kommen auch Gustav, mit seinem 110. Marathon-Finish, und Timo ins Ziel. Glückwunsch!

Beide aber mit einer besseren Nettozeit. Damit belegte ich mit Rang 1772 den letzten Platz beim Münster Marathon 2023. Luft nach oben also, aber nach diesem Tag bin ich damit absolut fein.

Danke!

Zufriedene Finisher beim Münster Marathon

Danke an Sebastian für die Unterstützung im Lauf, die vielen netten Trainingsläufe und überhaupt erst für die Idee zum Marathon!

Danke Maren ❤️ und danke Gustav für den letzten Motivationsschub, es noch mal zu probieren!

Danke an meine Familie und Freunde für den mega Support!

Danke für ein doch irgendwie grandioses Finish!

Danke an das Team vom Münster Marathon für eine großartige Veranstaltung!

Lessons Learned

Tja, natürlich habe ich darüber nachgedacht, was schief gelaufen ist. Mit absoluter Sicherheit natürlich nicht zu sagen, aber nach einigen Gesprächen, wird es vermutlich die Ernährung gewesen sein.

Ich habe während des Marathons mehr Gels genommen, als bei meinen Trainingsläufen und auch kurz vor dem Start habe ich – warum auch immer – spontan noch eines genommen.

Da wollte ich es wohl zu gut machen und es war genau falsch.

Vielleicht wird es bei einem möglichen nächsten Mal ja besser … 😊

Münster Marathon 2023 Finisher Medaille
mtbmuenster
  1. GD
    Gustav, der 06:00 Stunden PAcer

    Hallo Olli,

    zunächst einmal ein Riesen Kompliment nach so einerTorTour zurück zu kommen ist schon toll, Kopf Sache, Marathon eben. Ist nicht mal ein Stück Laufen und Schwupp ist man da. Du hast dich Top vorbereitet, aber mit den Dingen(Gel vor dem Lauf) die du vorher nicht ausprobiert hast du dir fast das Finish versaut.
    Für mich ist es immer wieder schön Läufer zu motivieren und ins Ziel zu bringen. Das habe ich bei dir und Timo wieder geschafft und beide mit einem lächeln… das ist das wichtigste bei unserem Sport lächeln und nicht verbissen sein.
    Für die Zukunft, es gibt beim MüMa eine MentorenGruppe, die euch auf den Marathon kostenlos vorbereiten und mit Rat und Tat zur Seite stehen, ich stehe da auch und du kannst mich immer Ansprechen. Es gibt auch Vorbereitungsläufe, da kann man sich auch Top Austauschen…. du kannst ja jetzt auch mitsprechen, was man vermeiden sollte, sorry.
    Einen Vorteil hast du bei deinem nächsten Marathon, der wird bestimmt schneller und diesen Vergisst du nie, über die Grenze gehen, mental wieder zurück kommen, das ist MARTHON, meinen Glückwunsch OLLI

    • Olli
      Olli

      Hallo Gustav,

      ja, ich habe definitiv ein paar Erfahrungen mitgenommen. Ich muss es wohl noch einmal versuchen, um es besser zu machen 😉

      Mentoren Gruppe und Vorbereitungsläufe werde ich mir auf jeden Fall nächstes Jahr mal näher angucken!

      Dir auf jeden vielen Dank für ein paar tolle letzte Kilometer. Am Ende hat sich das Ganze deutlich mehr nach einem Sieg, als nach allem anderen angefühlt.

      lg
      Olli

  2. M
    Mary

    Ich kommentiere nie, aber hier muss ich es tun: Allergrößten Respekt, dass du es noch durchgezogen hast!
    Ich bin auch mitgelaufen und hatte so Bauchweh und konnte ebenfalls kaum Atmen. Mich hat das fast in die Knie gezwungen, hätte ich die Kraft gehabt, wären mir bestimmt die Tränen gekommen….
    Eine richtiges Überraschungsei, was man bekommt und wie es wird. Und sehr lehrreiche, diese Erfahrung!
    Jedenfalls allergrößten Respekt!!

    • Olli
      Olli

      Ich danke dir 😊 und dir ebenfalls Glückwunsch zum Marathon!

  3. J
    Joerg

    Was für eine tolle Geschichte! Respekt, dass Du Dich durchgebissen hast!