Außer Ankommen habe ich mir kein Ziel für meinen ersten Triathlon gesteckt. Naja, Spaß haben wäre mir noch wichtig 😅, denn danach werde ich vermutlich entscheiden, ob der Sport in Zukunft etwas für mich ist.
1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen. Mal sehen, wieviel Spaß ich auf der olympischen Distanz haben werde…
Ich habe erstaunlich gut geschlafen und werde gegen 6:30 Uhr sogar vom Wecker und nicht früher wach. Großes Lob an meine beiden kleinen Töchter 😘😘.
Die Startunterlagen habe ich schon am Vortag besorgt. Der Startschuss für mich ist um 10:15 Uhr und die Check-In-Zone öffnet um 8:30 Uhr. 9:30 Uhr wird auch reichen. So ist genug Zeit für’s Frühstück mit über Nacht eingeweichten Haferflocken mit Banane. Mmmmh, aber erprobt ist erprobt 🤓.
Wechselzone einrichten
Bevor ich mich zum Check-In an der Wechselzone aufmache, prüfe ich noch mal schnell anhand meiner Triathlon-Checkliste, ob ich alles dabei habe. Ist ja doch etwas mehr, wenn man drei Sportarten absolvieren muss.
Beim Check-In am Hafenplatz ist schon ordentlich was los und gefühlt sind die meisten Plätze schon eingerichtet. Es hat auf jeden Fall nicht geschadet, dass ich mir vorher ein paar Videos zum Einrichten des Wechselplatzes angeguckt habe. Kompliziert ist das jetzt nicht, aber ein paar Dinge kann man schon beachten.
Heute ist es ordentlich warm ☀️. 28 Grad sind angesagt. Etwas viel für meinen Geschmack, aber so kann ich wenigstens direkt meinen Trisuit ohne etwas drüber tragen. 50er Sonnencreme habe ich mir von meiner ältesten Tochter geliehen.
Ein wenig nervös bin ich doch und da trifft es sich ganz gut, dass ich in der Menge noch eine Freund entdecke, der auf der Volksdistanz startet.
🏊♂️ Schwimmen
Auf geht’s zum Schwimmstart am Hafenbecken. Auf das Schwimmen bin ich am meisten gespannt. Im Frei- oder Hallenbad komme ich damit gut klar und meine Zeit auf 1,5 km liegt in etwa bei 29 Minuten. Aber im Freiwasser bin ich vorher tatsächlich noch nie geschwommen. Eigentlich wollte ich das immer mal testen 🙈.
Ich bin in der zweiten Startgruppe. Man merkt, dass Schwimmen für viele scheinbar nicht die Paradedisziplin ist und vor dem Start nimmt die Anspannung bei jedem sichtlich noch mal ein wenig zu. Aber gleichzeitig habe ich auch richtig Bock auf den Wettkampf.
Der erste Sprung ins Freiwasser des Hafenbeckens und die ersten Meter fühlen sich tatsächlich ein wenig merkwürdig an. Grünes Wasser zieht an mir vorbei, als ich in Richtung Startlinie schwimme. Ich glaub mein Puls ist gerade auf Anschlag hochgesprungen.
Mein eigentlicher Plan war, dass ich mich irgendwo am Rand aufhalte, aber warum bin ich dann jetzt nur mitten drin und recht weit vorne an der Startlinie?! Das Feld ist auch schon so dicht, dass ich hier nicht mehr raus komme. Naja, wird schon schief gehen.
Erst mal die Uhr einstellen und dann kommt schon das Signal für die letzte Minute.
10, 9, 8… 3, 2, 1 Startschuss. Die ersten Meter sind der Wahnsinn. Das Wasser verwandelt sich in eine Waschmaschine und wirbelt weiß und grün vor, hinter, neben und über mir. Fremde Arme klatschen gegen meinen Körper. Ich schlucke Wasser.
Oh, man, was mache ich hier gerade. Zwei-, dreihundert Meter geht das so und ich versuche irgendwie eine Rhythmus zu finden. Und das noch 1,5 Kilometer?! Ich glaub das wird nichts.
Aber irgendwie komme ich vorwärts. Das Feld entzerrt sich ein wenig und ich finde langsam in mein Tempo und die gewohnten Bewegungen und spätestens an der ersten Wendeboje sieht die Welt wieder ganz anders aus. Ab hier kann ich das Schwimmen tatsächlich genießen. Nun gut, von den gelegentlichen Schlägen anderer Schwimmer mal abgesehen.
Zwei Runden geht es durch das Hafenbecken und je näher ich dem Innenbereich komme, desto mehr bekomme ich sogar von den Zuschauern mit. Schon geil 🤩.
Bald kommt der Ausstieg in Sicht. Jetzt nicht überpacen und langsam aus dem Wasser. Aber das geht wirklich gut. Irgendwo brüllt sogar jemand meinen Namen und so geht’s ab zur Wechselzone, mein Rad holen.
🏊♂️ → 🚴♂️ Wechsel 1
37 Minuten habe ich beim Schwimmen gebraucht. Puh, nächstes Mal wohl doch mal Freiwasser trainieren. Aber ich glaube wirklich ans Limit bin ich nach dem abgefahrenen Start nicht mehr gegangen.
Die Wechselzone beim Triathlon in Münster ist eigentlich noch überschaubar, aber dennoch war es ein guter Tipp, dass man sich seinen Platz anhand von eindeutigen Markierungen merken soll.
Ich habe es nicht eilig, aber trödeln will ich auch nicht. Kurz mit dem Handtuch die Füße trocknen und ab in die Rennradschuhe. Startnummer nicht vergessen. Helm auf, auf nach 2:53 Minuten geht’s auf die Radstrecke.
🚴♂️ Radfahren
Wenn man vom Radfahren kommt, sind 40 Kilometer keine nennenswerte Distanz. Beim Triathlon muss man sich natürlich an ein paar Regeln halten, bspw. kein Windschattenfahren. Aber das ist kein Problem.
Dennoch will ich heute auf dem Rennrad kein Vollgas geben. Es wird immer heißer und ich bin jetzt auch kein top Läufer. Lieber hintenraus noch ein paar Körner überhaben.
Zwei Runden sind auf einer 20 Kilometerstrecke zu absolvieren. Die Strecke ist eigentlich ganz nett zu fahren.
Auf dem Rennrad habe ich auch die ersten zwei Gels eingeplant. Es war auf jeden Fall eine gute Idee, hier vorher verschiedene Produkte und Geschmacksrichtungen auszuprobieren. Salted Caramel, Chocolate Outrage und Espresso Love stehen mir jetzt zur Auswahl. Eigentlich sogar ganz lecker. Zumindest für den Moment.
Die Radkilometer fliegen wie gewohnt dahin. Nur im Hinterkopf sagt immer eine Stimme „langsam mein Freund, du musst noch 10 km Laufen”. Und so höre ich schon von hinten die nächste Zeitfahrmaschine ankommen, die mich und meinen alten Stahlrenner überholt.
Kurz vor der Wechselzone stehen Familie und Freunde zum Anfeuern. Mega! 😊
Am Ende habe ich auf dem Rennrad über die 40 Kilometer einen Schnitt von 34,29 km/h. Schon ok. In jedem Fall bin ich nicht platt und bereit für die letzten 10 Kilometer auf der Laufstrecke.
🚴♂️ → 🏃♂️ Wechsel 2
In der Wechselzone kenne ich mich mittlerweile aus und so hängt das Rennrad schnell wieder an seinem Platz, die Rennradschuhe werden gegen Laufschuhe getauscht, Helm ab und die Startnummer nach vorne gedreht. Schnell noch einen Schluck zu Trinken und weiter geht’s nach 2:36 Minuten.
🏃♂️ Laufen
Mittlerweile haben wir die 28 Grad locker erreicht ☀️. Das macht sich auch ganz schön bemerkbar. Ich beschließe daher, mich an eine Pace von 5:20 pro Kilometer zu halten und möglichst stoisch durchzulaufen.
An der Laufstrecke, besonders im Hafenbereich hat man jetzt die direkte Unterstützung durch die Zuschauer. Das macht schon Laune und motiviert immer wieder enorm.
Nach dem Radfahren sind die ersten 500 Meter ein wenig ungewohnt, so als würde ich auf einem sehr weichen Untergrund laufen, aber das normalisiert sich ziemlich schnell.
Die ersten 5 Kilometer laufen ziemlich gut. Es ist vielleicht ein wenig voll. Besonders die Strecke am Kanal entlang lässt sich sehr gut laufen. Dennoch beschließe ich, das Tempo nicht zu erhöhen. Immer wieder sieht man Sportler gehen oder am Rand sitzen, die sich zu viel zugemutet haben. Das muss ich nicht haben.
Zwei Verpflegungspunkte gibt es auf der Strecke und von denen mache ich jedes Mal Gebraucht. Aber nur Wasser. Irgendwelche unbekannten Iso-Drinks schraube ich mir lieber nicht rein. Großartig: Es gibt zudem eine „Dusche“ und ein paar Kinder mit einem Gartenschlauch auf der Strecke. Sicher nicht jedermanns Sache, aber bei dem Wetter kommt mir eine kleine Abkühlung gerade Recht 💦.
Auf den letzten 2,5 Kilometern wird die Anzahl an Läufern, die ich überhole merklich größer, obwohl ich weiterhin genau 5:20 laufe. Am Streckenwendepunkt überhole ich wieder einen. Der möchte das aber scheinbar gar nicht wahrhaben und läuft darauf hin neben mir. Dann wird er sogar wieder schneller und setzt sich vor mich. Macht mir nichts. Ich bleibe bei meinem Tempo. Und nach vielleicht knapp 150 Metern bricht der Kollege wieder komplett ein und ich bin vorbei.
Jetzt sind es wirklich nur noch knapp 1,5 Kilometer und mir ist klar, dass mich jetzt nichts mehr aufhalten kann. Das ist schon cool. In der Kurve zum Hafen stehen ein paar Kinder. Die wollen alle Abklatschen und dass lasse ich mir nicht nehmen. Mit einem breiten Grinsen geht es auf den letzten Kilometer.
Auf den letzten Meter vor dem Ziel stehen wieder meine Familie und Freunde. Leider welche links der Strecke, andere rechts. Da ich noch schnell Abklatschen möchte, komme ich ein wenig ins Wanken, aber irgendwie schaffe ich es dennoch ohne zu Fallen über die Ziellinie 😁.
🏁 Geschafft!
Wow, was ein verrückter Sport! Im Ziel bin ich super glücklich über meinen ersten Triathlon. Ziele voll erfüllt: angekommen und Spaß gehabt – von den ersten Metern Schwimmen mal abgesehen 😅.
2 Stunden, 46 Minuten und 43 Sekunden stehen auf der Uhr. Ich hatte mit mehr gerechnet. Jetzt erst mal was essen. Egal was, Hauptsache viel!
Vielen Dank an die Organisation und das Team vom Sparda-Münster City Triathlon! Es kann gut sein, dass wir uns 2019 wiedersehen.